Das Kraftwerkchen

Mein 220 SEb Coupé wird von einem Reihensechszylinder angetrieben, der aus 2,2 Liter Hubraum sagenhafte 120 PS schöpft. Damals, Anfang der 60er, war das beachtlich – hatten doch die meisten Autos weitaus weniger Leistung. Aus heutiger Sicht sind 120 PS bei so einem großen Auto nicht besonders üppig. Vor allem, wenn die Automatik gefühlt nochmals 30 PS schluckt.

M127 ist die mercedesinterne Bezeichnung dieses Motors. Er besitzt eine einst moderne, mechanische Saugrohreinspritzung. So wurde er für die Ponton und natürlich für die moderneren „Heckflossen“  (mit 2,2 l) eingesetzt – jeweils in den Limousinen, Coupés und Cabriolets. In aufgebohrter Version hat Mercedes diesen Motor  übrigens auch im berühmten 230 SL, der Pagode, verwendet.

Der Motor in meinem Auto ist schon einige Kilometer gelaufen und hat über ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Ich vermute, er wurde noch nie revidiert – auch nicht von mir. Ich weiß nicht, wie sich ein exzellenter Motor in diesem Auto anfühlt. Meiner jedenfalls arbeitet in jeder Hinsicht völlig unspektakulär und das ist gut: Er springt schnell an, läuft ruhig, hängt gut am Gas … und verrichtet zuverlässig seinen Dienst. Ich hatte noch nie ein Problem mit diesem Motor. So  wie es sein soll. Echte Mercedes-Qualität.

Natürlich wünsche ich mir etwas mehr Leistung. Das Triebwerk bewegt das stattliche Auto souverän, aber keineswegs sportlich. Im heutigen Verkehr kann man gut mithalten. Ich lasse den Motor selten über 3.500 U/min schnurren, weil er dann etwas hektisch klingt. Mehr braucht´s auch selten, denn bei dieser Drehzahl läuft das Auto bereits über 100 km/h.

Alles in allem ist der Wagen durch den M127 ausreichend motorisiert, aber ein Spurt auf der Überholspur wird mühsam. Die Souveränität eines M130 mit 2,8l (im 280 SE) hat er nicht.

Tatsächlich habe ich schon darüber nachgedacht, den M127 mit dem 2,8l-Triebwerk auszutauschen. Technisch kein Problem – auch gibt es die größeren  Motoren noch. Aber dann ist es eben kein 220 SEb mehr, sondern etwas anderes. Keine Magic Numbers, nichts Halbes und nichts Ganzes. Deshalb bleibt das Auto so wie es ist. Wie seit 1964.

M127 Mercedes w111 220 SEb
Der M127 in meinem Auto bekommt, was er braucht, um gut und noch lange zu funktionieren. Aber nicht mehr Zuwendung, was das optische Erscheinungsbild angeht. Er sieht aus wie ein Motor, der seit 50 Jahren genutzt wird. Aber etwas putzen könnte ich ihn schon einmal.

 

 

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